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Montag 19. August 2024 | 11:42

Schweiz: 20 neue BioCNG-LKW für Migros!

Bild: CNG-Mobility.ch

Wie uns unser schweizer Kooperationspartner cng-mobility.ch meldet, hat sich das Unternehmen Migros Ostschweiz entschieden, seine CNG-Lieferflotte stark auszubauen. Mit freundlicher Genehmigung stellen wir diese nachhaltige Lösung hier vor:

Für die Migros Ostschweiz und vor allem ihre Endkundinnen und -kunden, die im Laden täglich von ultrafrischer Ware profitieren wollen, ist eine zuverlässige Logistik entscheidend. Dafür setzt der orange Riese auf verschiedene Antriebstechnologien. Neu in die Flotte aufgenommen wurden bei der grössten Flottenerneuerung in der Geschichte der Regionalgenossenschaft jetzt 20 BioCNG-LKW von Iveco.

«Das Herz eines Logistikers schlägt höher, wenn man diese 20 wunderbar aufgereihten neuen LKW sieht», bringt es Sandro Feltscher, Leiter Logistik/Informatik und Mitglied der Geschäftsleitung der Migros Ostschweiz, auf den Punkt. All diese LKW haben CNG-Antrieb. Dies ist die grösste Flottenerneuerung in der Geschichte der Migros Ostschweiz. 75 LKW besitzt die Regionalgenossenschaft, um ihre 115 Filialen des Schweizer Detailhändlers ab der Betriebszentrale in Gossau SG täglich mit frischen Produkten zu versorgen. 19.000 Kilometer spulen die Trucks dabei ab und liefern rund 8800 Paletten an die Supermärkte zwischen Graubünden und Schaffhausen – täglich! Nun ist ein Drittel dieser Flotte per sofort fossilfrei unterwegs.

Bislang hatte die Migros Ostschweiz Dieselfahrzeuge, zwei Wasserstoff-LKW, den kombinierten Verkehr per Bahn ins Engadin und drei CNG-LKW mit Schweizer BioCNG im Tank im Einsatz. Nun wird die CNG-Flotte massiv aufgestockt. Acht CNG-Sattelschlepper mit 460 PS und spoilerintegrierter Kabine, zehn CNG-Lastwagen mit Kühlaufbauten, 400 PS und reduzierter Kabinengrösse sowie zwei CNG-Wechselpritschen-Fahrzeuge mit 460 PS – alle vom italienischen Hersteller Iveco – stossen zur Flotte. Die Fahrzeuge wurden mit jeweils zwei CNG-Tank-Paketen à 526 Liter bestückt, was eine Reichweite von rund 450 Kilometern ermöglicht. «Wir sind überzeugt, dass fossilfreie Antriebe die Zukunft sind, und haben mit unseren bestehenden Biogas-LKW gute Erfahrungen gemacht. Deshalb haben wir uns für diese Technologie entschieden», erklärt Daniel Balmer, Leiter Transportlogistik der Migros Ostschweiz. Mit den neuen BioCNG-LKW kann die Migros Ostschweiz nun rund 40 Prozent ihrer Gesamtkilometer fossilfrei fahren.

«Wir sind stolz, diesen wichtigen Meilenstein mit unseren Fahrzeugen zu begleiten», ergänzt Riccardo Virga, Managing Director Iveco (Schweiz) AG. Sie sind nicht nur umweltfreundlich, sondern bieten auch Vorteile in Bezug auf die Wirtschaftlichkeit. Mit dem Iveco S-Way Natural Gas bieten wir eine Lösung, um einen relevanten Beitrag zur Dekarbonisierung zu leisten», betont er. Virga weist zudem darauf hin, dass unweit von der Migros-Betriebszentrale im thurgauischen Arbon bei der FPT-Motorenforschung bereits an der nächsten Generation Iveco-Verbrenner gearbeitet wird. «Dieser neue Multi-Fuel-Basismotor ist für Diesel, CNG/Biogas, Wasserstoff und weitere erneuerbare Treibstoffe ausgelegt. Wir betreiben diesen Aufwand im Forschungs- und Entwicklungszentrum von FPT Industrial, weil wir etwas für die nachhaltige Zukunft tun wollen.»

Nachhaltigkeit ist für Daniel Balmer von der Migros Ostschweiz schon immer wichtig: «Verantwortungsvolles und nachhaltiges Handeln ist Bestandteil unserer Unternehmensphilosophie. Mensch und Umwelt stehen bei der Migros im Mittelpunkt. Die Migros unternimmt viel, um einen nachhaltigen Konsum zu fördern, die Umwelt zu schützen und gegenüber Gesellschaft und Mitarbeitenden sozial und vorbildlich zu handeln». Für die vorbildliche Nachhaltigkeitsstrategie, die man auch kurz mit «Vermeiden, verlagern, verbessern» zusammenfassen könnte, hat die Migros Ostschweiz daher bereits 2020 den «Eco Performance Award», Europas führenden Preis für Nachhaltigkeit im gewerblichen Strassengüterverkehr, erhalten.


Bild: Daniel Balmer, Leiter Transportlogistik der Migros Ostschweiz



Doch wieso stockt er, während andere Transporteure und Spediteure auf E-LKW oder Wasserstoff setzen, seine Flotte nun mit CNG-Lastwagen auf und setzt auf Schweizer Biogas? «Für mich kommt ein zuverlässiger und stabiler Betrieb an erster Stelle. Wir müssen unsere Filialen stets versorgen können», erläutert er. «Ein LKW ist für uns ein Arbeitsinstrument und muss in unsere Supply-Chain-Prozesse eingebunden werden. Es kann nicht sein, dass wir unsere Prozesse an die Antriebstechnologie anpassen müssen», so Balmer. Zudem müsse der nachhaltige Transport auch wirtschaftlich sein. All diese Kriterien sprächen aktuell für LKW mit Schweizer Biogas im Tank. Dieses stammt getreu dem Migros-Motto «Aus der Region. Für die Region.» übrigens von den St.Galler Stadtwerken. Für den Logistik-Profi ist aber auch klar, dass es aktuell noch nie so einfach war, einen falschen Flottenentscheid zu fällen. Balmer fügt an, dass er all diejenigen bewundere, die in einem Umfeld mit sich verändernden Rahmenbedingungen den Mut hätten, nur auf eine Technologie zu setzen. «Diesen Mut hätte ich nicht», räumt der 63-Jährige ein, der 44 Jahre Erfahrung im Logistik- und Transport-Bereich hat.

«Wichtig ist uns dabei – wie nun auch bei den 20 neuen Iveco mit CNG-Antrieb: Egal mit welchem Antrieb wir unterwegs sind, wenn möglich nutzen wir immer biogene Treibstoffe. Das heisst Schweizer Biogas, grünen H2 oder eben auch grünen Diesel, sprich Biodiesel/HVO.» Doch wie sieht es aktuell mit der Tanksituation bei Biogas aus? In gewissen Regionen wie Bern oder Freiburg werden von lokalen Gasanbietern gerade CNG-/Biogas-Tankstellen dicht gemacht. Ist das kein Risiko? «Wir in der Ostschweiz sind hier noch in einer komfortablen Situation. Zudem setzen wir uns aktiv dafür ein, dass die für uns wichtige CNG-Tankstellen in Betrieb gehalten werden. Unsere 20 Biogas-Iveco werden bis 2035 in Einsatz stehen, da brauchen wir diese Sicherheit.» Da bezüglich verschiedener Rahmenbedingungen, etwa dem noch in der Vernehmlassung befindlichen CO2-Gesetz oder auch der Entwicklung des Biogas-Preises, noch Unsicherheiten herrschen, hat die Migros Ostschweiz beispielsweise einen Flottenbeschaffungs-Entscheid für 2025 vorerst um ein Jahr verschoben. Daniel Balmer macht keinen Hehl daraus, dass es ihn schmerzt, dass seine CNG-LKW, die dank Schweizer BioCNG im Tank nahezu klimaneutral zehntausende von Kilometern täglich abspulen, nicht wie Stromer oder H2-Fahrzeuge von einer Befreiung der leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe (LSVA) profitieren. Dies, obwohl 2021 ein Parlamentsentschlusses für eine technologieoffenere LSVA-Beurteilung gefällt wurde.

Für Daniel Balmer ist es nicht die Antriebsart allein, die den Ausschlag gibt, sondern das Gesamtsystem, das funktionieren muss und idealerweise möglichst nachhaltig ist. So kommt er dem grossen Ziel, bis 2030 den CO2-Austoss gegenüber 2019 um 70 Prozent zu senken, Schritt für Schritt näher. Oder eben auch Kilometer für Kilometer, die seine Flotte an BioCNG-LKW nahezu CO2-neutral zurücklegt. Und wie bei den bisherigen BioCNG-LKW, denkt er dabei auch über weitere Transport-Kooperationen nach, um Leerfahrten zu vermeiden – Kreislaufwirtschaft 2.0 sozusagen, wie sie noch viel häufiger umgesetzt werden sollte.

Autor: Jürg A. Settler, Leitender Redakteur Mobilität, Viva AG für Kommunikation