Nachrichten

Donnerstag 18. Juni 2020 | 09:00

Blick in die Nachbarländer: Steigende Bio-Anteile befördern den Kraftstoff CNG und den Klimaschutz!

Best Practice- und Vorzeigeland für die Berücksichtigung von Bio-Anteilen im Methankraftstoff ist seit jeher die neutrale Schweiz. Seit Anfang des Jahres werden dort an CNG-Stationen konsequent mindestens 20 % Biomethan-Anteil ausgewiesen. Top: CNG-Fahrzeuge bekommen dies in der so genannten Energie-Etikette angerechnet.

Damit unterstützt die schweizer Gaswirtschaft das "Netto-Null-Ziel 2050" des Bundesrates. Der Umbau des heutigen Energiesystems gelingt jedoch nur, wenn er auf einem breiten Mix von Energieträgern und Infrastrukturen basiert. Dabei spielen Biogas und andere erneuerbare Gase wie auch Wasserstoff eine zentrale Rolle. Der schweizer Bundesrat passte als Reaktion darauf per 1. Januar 2020 die Energieeffizienzverordnung an, welche die Zuteilung in die Energieeffizienz-Kategorien und die Berechnung der CO2-Emissionen von CNG-Fahrzeugen regelt.

Gesetzliche Regelung auf praxisgerechter Basis
Diese sind die Grundlage für die Energie-Etikette von Personenwagen. Eine bedeutende Änderung ist, dass der anerkannte biogene Anteil des Treibstoffgemischs aus Erdgas und Biogas auf 20 Prozent festgesetzt wurde. Damit wurde ein langjähriges Anliegen der Gaswirtschaft umgesetzt. Der Bund berücksichtigt den Anteil von 20 Prozent erneuerbarer Gase auch bei der Berechnung der CO2-Emissionen von Neuwagen. Das heisst, dass bei CNG-Fahrzeugen 20 Prozent der CO2-Emissionen als nicht klimarelevant abgezogen werden. Das ist ein schöner Erfolg für die CNG-Mobilität, die eine klimafreundliche Alternative zu Benzin- und Dieselfahrzeugen ist – insbesondere auch für Flottenbetreiber. Die Gaswirtschaft ist bestrebt, den Anteil erneuerbaren Biomethans im Treibstoff weiter zu erhöhen und unternimmt entsprechende Anstrengungen. Ziel ist es, bis 2023 den regenerativen Anteil in der Mobilität auf 30 Prozent zu erhöhen.

Viele Länder auf gutem Weg
Die Schweiz (151 CNG-Stationen) ist zwar Vorreiter bei der Anerkennung der gesetzlichen Bestimmungen. Jedoch sind auch andere Länder in Europa auf einem sehr guten Weg. Wie das genau aussieht, zeigt der folgende Überblick:

Dänemark und Island: Die Dänen (17 CNG-Stationen) und die Isländer (5 CNG-Stationen) investieren in und bauen ausschließlich BioCNG-Tankstellen. Damit sind sie führend in Europa und beide Länder dürfen stolz auf regenerative CNG-Lösungen mit 100 % Biomethan blicken.

Knapp dahinter liegt Schweden mit 94 % Biomethan-Anteil aus Rest- und Abfallstoffen. Hier sind sogar führende Wirtschaftsunternehmen wie Ikea aktiv dabei und betreiben eigene BioCNG-Tankstellen an ihren Standorten.
 
Der vierte Platz geht an die Niederlande (138 CNG-Stationen) mit vorbildlichen 90 % BioCNG-Anteil an CNG-Tankstellen.

Danach folgen das Vereinte Königreich mit 67 % (überwiegend nicht öffentliche CNG-Stationen), Norwegen (32 CNG-Stationen) mit 63 % Bioanteil und Finnland (47 CNG-Stationen) mit inzwischen 59 %.

Auch Deutschland (aktuell 835 CNG-Stationen) holt gerade mächtig auf, was durch die vergleichsweise hohe Anzahl von CNG-Tankstellen umso wirkungsvoller ist. Waren es 2018 noch 22 % biogener Anteil, erreichte dieser 2019 bereits ca. 30 %. Und in diesem Jahr erleben wir sogar einen massiven Anstieg bei den 100 % BioCNG-Tankstellen Mittlerweile sind für den Kraftstoff schon 50 % Biomethan ins Netz eingespeist und an CNG-Tankstellen verfügbar



Selbst Frankreich (100 CNG-Stationen) holt auf. Dort sind kraftstoffseitig bereits ca. 17 % Biomethan im Netz. In Italien liegt der biogener Anteil zwar nur bei ca. 9 %, jedoch ist dies im europäischen Vergleich trotzdem ein richtiger Kracher: Denn Europas Mutterland des Methanantriebs ist absoluter Spitzenreiter sowohl bei den Fahrzeugzulassungen (ca. 1 Mio. CNG-Fahrzeuge!) als auch in der CNG-Tankstelleninfrastruktur (1.373 Stationen). Da bedeuten auch 9 % richtig Masse!

BioCNG – ein Lösungsmodell für ganz Europa
Nach Angaben der NGVA, der europäischen Vereinigung für CNG- und LNG-Mobilität, sind europaweit betrachtet aktuell ca. 17 % biogener Anteil im CNG enthalten. Tendenz absolut positiv und weiter ansteigend. So kommen Klimaschutz und umweltschonender Verkehr auch gesamteuropäisch schnell und deutlich voran.

Unsere Anregung: Wir fordern die Politik auf, dem sinnvollen Beispiel der neutralen Schweiz zu folgen und die biogenen Anteile im Kraftstoff CNG bei der Fahrzeugflottenberechnung der Fahrzeughersteller zukünftig anzurechnen. Das hilft dem Klimaschutz und der Senkung wichtiger CO2-Emissionen im Verkehrssektor.

Autor: gibgas_exklusiv Birgit Maria Wöber

Quelle: Quelle: gibgas Datenbank, NGVA